Heute gibt es eine ganz besondere Podcastfolge, denn das hier ist das erste Interview auf meinem Podcast und es werden noch viele weitere folgen. Zum Start beginne ich gleich mit einem Mann, der mich persönlich sehr inspiriert hat, über den es aber auch geteilte Meinungen gibt. Deshalb fand ich es umso spannender, persönlich ins Gespräch mit ihm zu gehen. Es geht um Dr. Rüdiger Dahlke.

Er ist Psychotherapeut, Seminarleiter, sehr bekannter Autor und Humanmediziner. Für mich ist er eine große Inspiration, da ich mehrere Bücher – und viel mehr als ich wusste – von ihm in meinem Bücherschrank habe. Das erste Buch, was ich von ihm gelesen habe, war „Krankheit als Weg“ (bzw. das allererste war „Peace Food“), wo ihn dann bewusst wahrgenommen habe. Das Buch ist nicht nur von ihm, sondern es ist eine Zusammenarbeit. Das Buch hat mich erst einmal richtig wütend gemacht, weil es auf mich damals mega radikal wirkte. Es erforderte eben die Verantwortung für meine Krankheit zu übernehmen und dazu war ich nicht bereit, zumindest nicht im ersten Moment.

Genau darüber werde ich mit Rüdiger in diesen zweiteiligen Interview reden, aber auch noch über andere spannende Themen. Und zwar über den möglichen Zusammenhang von Ernährung und Krankheit,  darüber, was er der Schulmedizin noch für einen Stellenwert beimisst und ich frage ihn auch ganz direkt, ob er selbst denn schon Erfahrung mit dem Thema Selbstheillung gemacht hat oder wie er denn zu diesem Thema gekommen ist. Was ich schon mal vorweg sagen kann, ist, dass mir dieses Interview besonders viel Spaß gemacht hat, weil ich den Eindruck hatte, völlig ehrlich mit lobender und kritischer Stimme einem spannenden Gesprächspartner zu begegnen.

Für mich war das also ein sehr bereicherndes Interview und ich hoffe, das ist es für euch auch. Viel Spaß!

Links zur Podcastfolge:
Bücher
Kurse mit und von Dr. R. Dahlke:

Selbstheilung, Verantwortung und große Visionen – Interview mit Dr. Rüdiger Dahlke Teil 1

 

Andrea: Lieber Rüdiger, herzlich willkommen in meinem Podcast! Ich freue mich, dass du dir die Zeit nimmst, mir ein bisschen über deine Arbeit und deine Theorien zu erzählen und meine Fragen zu beantworten.

Dr. Rüdiger Dahlke: Gerne, Andrea.

Andrea: Für alle, die dich noch nicht kennen, würde ich super gerne einmal starten, dass du ein wenig von dir erzählst, als Person. Wer bist du eigentlich? Was machst du eigentlich?

Dr. Rüdiger Dahlke: Also ich bin Arzt – erstmal auf der Ebene – dann noch Vater von Naomi, meiner Tochter.  Ich habe ganz normal Medizin studiert, war immer schon sehr interessiert an Psychoanalyse am Anfang und habe mich bald für die Psychosomatik interessiert. Dann durch die Enttäuschung durch die Schulmedizin…weil ich so merkte: Nicht nur, dass sie nicht heilen können, wie versprochen, sondern ich werde dabei auch noch unheil bei dieser Art, jedenfalls nicht glücklich  – hat es eine gewisse Distanz gegeben, so dass ich dann schnell angefangen habe, mich für Naturheilkunde zu interessieren, für Homöopathie, für Fasten (was ich dann persönlich schon früh angefangen habe), die Meditation. Ich habe auch ziemlich früh damit angefangen, zu meditieren. Mit elf Jahren gab es einen Impuls durch meinen Großvater, der auch Arzt war und das habe ich immer beibehalten  auch als Hippie, auch in der 68er-Phase und eigentlich bis heute. Jetzt bin ich 66. Inzwischen hat sich so eine Psychosomatik entwickelt, ausgehend von der Arbeit, die dann in Krankheit als Weg gemündet hat, (das war schon Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre) bis hin zu Krankheit als Symbol.

Andrea: Das habe ich gerade beides hier übrigens…

Dr. Rüdiger Dahlke:…genau, bei Krankheit als Symbol sind dann 1000de von Symptomen drin, 100te von Krankheitsbildern, die man dann nachschlagen kann. Parallel dazu hat sich so eine Meditationsschiene entwickelt, geführte Meditationen. Ich habe ja 64 Bücher geschrieben, wie ich immer sage (das ist manchmal gar nicht so einfach zu klären, weil manche auch mit anderen zusammen geschrieben habe)  und noch mehr geführte Meditationen, damit man das ganze nicht nur intellektuell auf der linken Gehirnhälfte versteht, was ja auch wichtig ist, (der erste Schritt der Salutogenese) sondern dass das Ganze auch so bißchen unter die Haut geht, in Fleisch und Blut übergeht (da würde man die andere – archätypisch weibliche Gehirnhälfte – mehr nutzen dafür). Das ist die eine Schiene.

Dann gibt es die Schiene, wo ich mich um die Schicksalsgesetze kümmere, die Spielregeln des Lebens, das Schattenprinzip, Lebensprinzipien als Basis des Ganzen. Und dann gibt es eine Ebene in dieser Hierarchiepyramide weiter unten Die Säulen der Gesundheit. Da ist das Fasten dabei, die Ernährung, Bewegung, Entspannung, Schlaf, verbundener Atem, Umwelt, Bewusstsein. Das wäre so der Rahmen, in dem sich meine Medizin bewegt. Ich würde auch gerne diese Hierarchie auch immer klar machen. Was jede Hausfrau weiß:  die Treppe sollte man von oben nach unten fegen, das geht einfach leichter. Also vom Bewusstsein ausgehend, auf die Ebene der Seele, Gefühle, Emotionen, daraus folgt das Verhalten und aus dem folgt dann der Umgang mit den Säulen der Gesundheit. Ich finde z.B. Ernährung sehr wichtiig und habe mit dieser ganzen Peace Food – Reihe ja auch diese ganze vegane Bewegung auch mit angestoßen, aber ich glaube nicht, dass man über den Darm heilig werden kann, ehrlich gesagt. Es braucht dazu schon einfach auch die Seele. Die Psychosomatik meint ja beides: Psycho – Somatik … in dieser Reihenfolge: die Seele – der Körper. Das wäre also mein beruflicher Teil umrissen.

Andrea: Darf ich da gleich eine Frage stellen, die mir da gerade kommt. Und zwar finde ich es gerade superspannend, dass du sagst, dass man OBEN in der Pyramide anfangen sollte, weil mir selber fällt es im Moment noch ein bißchen schwer, alles zu ordnen, was mir jetzt gerade geholfen hat und hilft, um meine chronische Migräne zu heilen, weil es eben viele Bausteine sind. Ich hätte jetzt eher immer andersrum gedacht, dass die meisten Menschen eher offen sind, um an den unteren Bausteinen zu arbeiten, weil das obere für sie eben noch schwieriger zu greifen ist.

Dr. Rüdiger Dahlke: Da hast du auch Recht, das ist so! Also ich würde jetzt auch immer schauen, dass ich den Patienten da abhole, wo er ist. Und da gäbe es jetzt in der Situation durchaus eine ganze Menge Patienten, wo ich einfach sagen würde: Ok, also beim Fasten kommt die Migräne besonders raus und der Kopfschmerz, also mal ein bisschen vorsichtig damit. Aber das Gluten wegzulassen hilft auf jeden Fall  und das ist jetzt nicht so ein dramatischer Eingriff, wenn es dadurch ein Stück besser und leichter wird, können wir dann einen Schritt weiter machen und uns von da auf die Ebene der Psychosomatik bewegen. Das könnte für viele, die jetzt in einer materiellen Welt bzw. in einem materialistischen Weltbild leben, überfordernd sein. Nur insgesamt glaube ich, dass wir uns leichter täten, wenn wir von oben nach unten die Dinge bearbeiten. Für die meisten Menschen gilt aber trotzdem, wie du sagst: die muss ich da abholen, wo sie sind. Das ist eben mehr im Bereich Ernährung – das schaffen die Leute relativ schnell. Sie schlucken ja auch gern Dinge. Umdenken dagegen – da ist es schwierig. Das bürgerliche Gehirn ist ja auch auf dieses Mantra gepolt: Hoffentlich geschieht nichts, was ja lächerlich ist. Es soll ja etwas geschehen. Aber das liegt an unserem Gehirn. Unser Gehirn ist so ein Energieschlucker und hat gelernt, über die Jahrhundertausende, Energie zu sparen. Also bloß nichts neues! Heute haben wir aber genug Energie fürs Hirn, das können wir einfach verstehen. Das zu ernähren ist gar keine Kunst mehr. Wir dürfen neu denken und auch umdenken usw. 

Aus dieser Hinsicht würde ich heute Mut machen, dass wir wirklich neue Wege gehen! Ich merke auch, dass es das braucht! Viele Menschen brauchen diese Synergien. Wenn man  eine Woche fastet ist das ganz schön, aber wenn man dann wieder in 52 Wochen, 51 Wochen kommen, wo wieder der Normal-Schlendrian herrscht, der innere Schweinehund regiert, dann nützt diese Woche wenig.

Andrea: Ja, absolut.

Dr. Rüdiger Dahlke: Ich bin ja gerade daran diese Online-Idealgewicht-Challenge zu planen und zu strukturieren. Es ist gut, erst einmal mit einer Detox-Woche zu starten und einfach sich mal vom Kaffee zu lösen, dann hat man die Entzugs-Kopfschmerzen in den ersten 3 Tagen der Detoxwoche. Macht nix, denn da isst man noch (allerdings schon gute Sachen). Und dann macht man mal eine Woche fasten, in der man auch relativ viel verstehen kann. Und verstehen ist eben die Basis für gestalten und für verändern. Dann macht man eine Woche Kurzzeit-Fasten, was man dann beliebig ins Leben weiterführen kann. Dann hat es einen nachhaltigen Effekt. Vor allen Dingen, wenn man in dieser Zeit verstehen kann: was ist denn das Gewichtsmuster? Warum bin ich denn körperlich rund, anstatt dass mein Leben rund wird? Welche Muster sind es, die mich da jetzt hindern? Was sind die Dinge, die mich da jetzt hindern? Und dann kommt eben dazu das Fasten  – eine Zeit in der ich offener für Umstellungen bin. Dann kommen praktische Schritte: Ernährung, Kurzzeit-Fasten…

Andrea: Ich tue mich immer ein bißchen schwer mit diesem Begriff Idealgewicht. Mich würde interessieren, was du darunter verstehst, was die Basis ist, auch in dieser Challenge. Was ist deinen Grundhaltung dem gegenüber?

Dr. Rüdiger Dahlke: Also für mich persönlich ist das Idealgewicht nicht mit dem identisch, was die Schulmedizin als  Idealgewicht angibt. Also ich wiege noch ein bißchen unter diesem Idealgewicht. Das ist ja einfach definiert in der Schulmedizin. Die sagen einfach: deine Körpergröße in cm minus 100 ist das Normalgewicht und minus 10 % bei Männern und 15% bei Frauen ist das Idealgewicht. Was übrigens heißt, dass bei uns das Ideale nicht normal ist und das Normale nicht ideal. Sonst hätten wir nicht zwei Begriffe, was ja schonmal eine ziemliche Erkenntnis ist!

Ich persönlich würde sagen, Idealgewicht ist das, bei dem ich mich ideal fühle, bei dem ich zum Beispiel gerne tanze oder klettere und nicht eigenen Ballast rumschleppen. Wenn ich das Normalgewicht hätte, müsste ich ja sieben, acht Kilo mehr wiegen. Das wäre ja für mich grässlich, dann würde ich mich gar nicht mehr trauen z.B. zu klettern oder beim Tanzen dauern schwitzen (also frühzeitig sozusagen). Ideal ist für mich, wo ich mich gut fühle, wo ich mich wohl fühle, leistungsfähig bin und auch Lust habe, etwas zu leisten und was zu tun. Das Gewicht liegt schon um diesen Dreh herum, wo die Schulmedizin das angibt.

Ich halte auch gar nichts von Body Mass Index (BMI) oder solchen Geschichten. Wichtig ist, dass ich mich damit gut fühle.

Das würde ich auch bei der Ernährung zu sehen. Ich weiß ja, dass Rotwein inzwischen als gesund gilt. Dazu gibt es viele Studien – vorzugsweise kommen diese aus Bordeaux – da heißt es dann, der Rotwein sei kardioprotektiv usw. Ich persönlich aber, fühle mich nach einem Viertel Rotwein nicht besonders gut. Ich schlafe dann eine 1/2 bis 3/4 Stunde länger, mein Hirn ist nicht so, wie ich es gewohnt bin und ich es schätze. Deswegen trinke ich gar keinen Rotwein mehr. Das Resveratrol darin ist schon gesund, das glaube ich den Studien schon, aber dann esse ich eben mehr blaue Trauben und kaue die Kerne mit. Wenn ich immer so gegessen hätte, wie ich gefühlt hätte, hätte ich schon vor Jahrzehnten viel gesünder gelebt. Ich habe mich letztlich viel zu sehr an Ergebnissen der Medizin gehalten, an Studien auch. Heute würde ich immer schauen, was ist das was mir wirklich gut bekommt. Wenn ich natürlich der Meinung bin, mir schmeckt am besten Schokolade und Süßigkeiten und ich esse gern Milchprodukte, dann ist das so schädlich, giftig und gefährlich, das würde ich nicht tun (einerseits der Zucker, andererseits die Milch). Also die Studien beeinflussen mich schon. Wenn ich weiß, 93% des Giftes, was ich aufnehme, kommt aus dem Tierprotein, dann lasse ich das mit dem Tierprotein und das würde ich auch jedem raten. Das Entscheidende ist letztlich mein Gefühl, mein Geschmack. Es ist mir inzwischen ganz wichtig, das für den eigenen Geschmack Ideale zu finden, das ist beim Gewicht genauso.

Andrea: Und inwiefern würdest du sagen, dass die Ernährung mit der Psychosomatik, also mit Gesundheit, zu tun hat und auch wirklich mit Krankheitsbildern? Mich fragen immer wieder Leute, ob meine vegane, pflanzliche Ernährung mit meiner Heilung zu tun hat. Ich persönlich glaube, dass sie das hat, da ich das schon länger mache, kann es aber natürlich nicht beweisen, weil das einfach schon der Boden war, auf dem der Rest gewachsen ist. Ich finde aber, dass es Sinn macht, dass dies die Basis sein muss. Aber du sagtest jetzt auch wieder, dass man am besten oben in der Pyramide anfängt. Aber ich habe so den Eindruck, dass es von unten hoch gewachsen ist…

Dr. Rüdiger Dahlke: Wie gesagt, bei den meisten wird es so sein wie bei dir. Ich würde auch unbedingt diese pflanzliche, vollwertige Kost bevorzugen. Dieses Buch Peace-Food, was ich vor  10 (oder 9) Jahren geschrieben habe, das geht ja auch in diese Richtung. Da kann man auch heute gut mit Studien belegen, dass diese pflanzliche vollwertige Kost einfach für viele Dinge gut ist, und auch bei Kopfschmerzen mit hilft. Das ist wirklich sehr unterstützen. In der China Study von Colin Campell legt er ja auch schon so eine Basis, selbst bei Krebs, bei Herzproblemen – was ja die Haupttodesursachen sind, ist das die ideale Ernährung. Es gibt viele Studien. Für Herzprobleme zum Beispiel die von Caldwell Esselstyn. Das ist ja eine bahnbrechende Studie gewesen, wo er zeigen kann: Wenn man aufhört, Tierprotein zu essen, dann wird sich die Lebenszeit  trotz schwerster Herzprobleme wieder normalisieren, dann gehen Herzkranzgefäße wieder auf. Wenn man nur einen Joghurt pro Tag isst, passiert das eben nicht. Also da gibt es viele Hinweise. Peace Food ist voll von diesen Hinweisen, wo ich sehen kann, das ist tatsächlich bei vielen großen Krankheitsbildern (bei Allergien jetzt noch deutlicher als bei Kopfschmerzen, Migräne) sehr hilfreich. Unterm Strich glaube ich, es sind diese Synergien. Wenn du anfängst, gesünder zu essen, wie es bei dir offensichtlich war, hast du mir Lust mich zu bewegen. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Das ist mein Mäusen so, bei Hamstern und auch beim Menschen so. Das erlebe ich ja auch mit meinen Patienten.

Andrea: Der Geist ist offener und es ändert sich einfach ganz viel.

Dr. Rüdiger Dahlke: Die Durchblutung wird einfach besser. Dadurch hast du nicht nur mehr Lust mich zu bewegen, sondern du hast auch mehr Lust zu denken, weil du da auch viel gute Durchblutung brauchst. Wenn du besser denken kannst, dann hast du natürlich auch eine Offenheit für andere Bereiche, dass du plötzlich merkst: die Ernährung hat ja nicht nur mit mir zu tun, sondern auch irgendwie mit dem Umfeld. Also ich könnte natürlich auch gut so essen, dass ich nicht so einen Schaden mache in der dritten Welt, dass ich nicht so einen Schaden mache bei ökologischen Themen, dass ich nicht so einen Schaden mache im Hinblick auf Tiere. Die Verantwortlichkeit wächst also, wenn die Durchblutung wächst. Diese wächst einfach bei gesunder Ernährung, auch beim Fasten. Wir können z.B. sehen, dass beim Fasten der CRP-Wert sinkt, das ist der Marker für Entzündungen. Es sinkt der PSA-Wert, der Marker für Prostatakrebs. Bei der pflanzlich vollwertigen Ernährung tut er das auch. Allerdings muss man natürlich auch aufpassen. Es gibt überall auf diesen Schatten. Wenn du jetzt einfach vegan nimmst – das ist nicht das, was ich meine. Du kannst ja auch Weißmehl essen, weißen Zucker, Kornsirup und Kornschnaps sogar. Alles vegan, aber alles sehr schädlich. Peace Food meint für mich pflanzlich, vollwertig und wissenschaftlich belegt.

Andrea: Ja, das versuche ich den Leuten auch nicht zu sagen. Du bist ja sehr radikal in deinen Äußerungen, so würde ich es von außen betrachtet sagen. Das ist auch das, womit ich am Anfang tatsächlich ein Problem hatte und was glaube ich für viele Leute auch schwierig ist zu greifen. Was ich aber wichtig finde, ist, dass es nicht darum gehen muss, sofort alles perfekt zu machen, sofort radikal alles zu ändern. Das kann ein Weg sein, aber ich glaube, dass es für die meisten Leute kein Weg ist, den sie lange durchhalten und der dann am Ende eben auch wieder nicht hilfreich ist, wenn sie dann nach ein paar Monaten wieder abbrechen.

Dr. Rüdiger Dahlke: Ich höre das natürlich mit einem gewissen Schrecken. Ich möchte eigentlich die Leute abholen, wo sie sind und rate auch immer diesen radikalen Veganern, die da so viel Ideologie reinbringen, das sein zu lassen, weil es  verschreckt ja die Leute mehr. Die sagen sich: Willst du werden wie der? Nein, wollen sie nicht! Klar, ich sage natürlich so Sachen…Ich will nicht darüber nachdenken, wieviele Milchprodukte ich zu mir nehmen darf. Ich denke auch nicht darüber nach, wieviel Knollenblätterpilz darf ich denn essen. Am besten eben gar keinen!

Der hat bestimmt auch paar Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe drin, ich würde ihn aber trotzdem einfach generell weglassen. Wenn ich dann weiß, das 93% des Giftes daher kommen, muss ich ehrlicherweise auch als Arzt sagen: Das kann ich dir und sonst auch niemandem empfehlen. Also ich hab das auch gemerkt, wie wir unser Zentrum TamaGa in der Südsteiermark eröffnet haben, da haben wir einfach radikal gesagt: gar nix tierisches! Das hat uns am Anfang wirklich viele Kursteilnehmer gekostet, die schon in der Ausbildung waren. Die wollten einfach nicht. Obwohl ich in jedem Kurs immer sage, dass man auch von der Karte bestellen kann. Wenn jemand neben mir einen Schweinebraten isst, würde ich auch nicht hineinspucken. Ich sage auch gar nichts dazu. Das tue ich, wenn ich ein Buch schreibe, einen Vortrag halte oder hier so einen Podcast mache. Auf der anderen Seite, ist das natürlich, was die Psychosomatik angeht,  das Erfolgsrezept gewesen. Alles ist psychosomatisch. An allem hängt die Seele mit dran. Es ist natürlich aber auch entstanden, also der Gegenpol zu der Schulmedizin, die mit ihrem Determinismus und immer mehr ins Detail zum Schluß von der „Niere auf Zimmer 17“ spricht – was das andere Extrem ist. Wenn man jetzt nur ganzheitlich denkt hat es natürlich auch den Haken. Wir brauchen ja auch diese Details, diese nutze ich übrigens auch für die Krankheitsbilderdeutung.

Andrea: Das wollte ich gerade fragen, ob du da noch einen Bezug siehst, in deiner Arbeit den du auch weiterhin lebst und auch positive Seiten an der Schulmedizin siehst oder würdest du dich generell davon distanzieren?

Dr. Rüdiger Dahlke: Nein keinesfalls! Ich will es auch gar nicht abschaffen ehrlichgesagt. Ich will es mit Komplementärmedizin komplementieren, vervollständigen. Ein praktisches Beispiel: meine Tochter Naomi hat ein Down-Snydrom, sie hat so einen schweren Herzfehler mit auf die Welt gebracht, dass sie mit dem nicht lange hätte leben können. Da bin ich bis heute dankbar, dass die Schulmedizin mit zwei großen Operationen das hingekriegt hat und sie jetzt eine lebensfrohe 25Jährige ist, die ihr Leben auch genießt in weiten Zügen. Da weiß ich, da haben begnadete Herzchirurgen eine neue Mitralklappe gebastelt, die Herzscheidewand geschloßen. Ich würde natürlich bei Brustkrebs zum Beispiel immer schauen, ob man den Knoten im Gesunden entfernen kann. Dann würde ich zur Operation raten. Ich würde nicht sagen, wie die Schulmediziner, dass es damit getan ist. Ich würde immer wieder sagen: Sie sind ja durch irgendwas in dieser Situation gekommen, jetzt muss man schauen, durch was. Jetzt wäre es gut, die Ernährung umzustellen auf pflanzlich vollwertig. Jetzt wäre gut, immer mal wieder zu fasten, sein Idealgewicht anzusteuern, aber wir müssen auch schauen, was die Thematik hinter dem Krebs ist: dieses Wachstumsproblem und dieses offensive, aggressive Wachstum, das selbstzerstörend ist. Also ohne Ausreden und faule Kompromisse wirklich radikal an die Wurzeln gehen. Das gehört zu diesem Prinzip.  Dann schaut man auf der Ebenen Was ist es? Bronchialkarzinom (also Lunge): Kontakt, Kommunikation…Bei Brustkrebs geht es eben um die Themen Mutterschaft, Partnerschaft… also das würde so allmählich zusammenkommen. Aber ich würde erst einmal zur Operation raten, wenn die Chance besteht, den Knoten im Gesunden herauszunehmen. Wenn da schon sehr viele Metastasen sind, würde ich dazu nicht raten.

Andrea: Als ich damals dieses Buch (Krankheit als Weg)  angefangen habe zu lesen, da hat mich das richtig wütend am Anfang gemacht. Heute verstehe ich ein bisschen mehr warum….Schattenseiten und so…. aber ich fand es ganz schwer, anzunehmen. Obwohl ich auch immer wieder aufgestanden bin und immer in meinen Augen dachte, dass ich kein Opfer sei (weil ich eben versucht habe, etwas zu tun) musste ich dann doch erkennen, dass ich ein Opfer war. Es viel ganz schwer, das anzunehmen, diese Herangehensweise an Krankheit. Da würde mich sehr interessieren, was du darüber denkst. Wie ist deine eigene Erfahrung damit, Menschen zu erreichen, denen das vielleicht erst einmal zu radikal ist. Versuchst du auch diese zu erreichen, oder bist du bewusst so konkret und radikal in deinen Äußerungen weil du eine Zielgruppe, erreichen möchtest, die schon offen ist dafür?

Dr. Rüdiger Dahlke:  Natürlich will ich das als Arzt nicht. Ich möchte alle erreichen. Das ist auch meine Idee. Ein Bekannter hat einmal gesagt, wir müssen die kritische Masse erreichen um den kritischen Punkt zu erreichen. Ich will ja ein Feld ansteckender Gesundheit bauen. Bei Krankheit als Weg muss ich dazu sagen: das ist zwar meine Krankheitsdeutung aber das Buch ist ja mit Thorwald Dethlefsen zusammen geschrieben. Mir war das damals auch zu klarhart deutlich ausgedrückt. Ich hätte damals schon für eine viel Brücken-schlagenderen Ausdrucksweise plädiert, also wie es dann bei Krankheit als Sprache der Seele auch kam, viel mehr erklärt usw.. Aber rückwirkend muss ich sagen, Dethlefsens Art es zu formulieren ist (er hat über zwei Drittel dieses Buches formuliert und geschrieben – nach meinen Deutungsvorstellungen) hat Recht behalten. Dieses Buch hat natürlich sehr viele so aufgewühlt, und auch wütend gemacht, dass sie darüber geredet haben. Das hat sich dann ein paar-Millionen Male verbreitet, allein im deutschsprachigen Raum und auch in 28 Sprachen seinen Weg gefunden. Also diesbezüglich hat Thorwald schon Recht gehabt, es so zu formulieren. Es hat einfach eine ganze Reihe Mauern eingerissen, aber auch – wie du sagst – wieder aufgerichtet. Ich habe noch dafür gesorgt, dass das Buch in der Originalausgabe ein dickes Anführungszeichen am Anfang hatte – eine ganze Seite – und hinten, weil ich sagen wollte: Lasst uns darüber diskutieren!

Andrea:  Da dich die Psychosomatik so interessiert, hast du auch selbst Erfahrung gemacht, dich selbst zu heilen im Sinne der Krankheitsbilder?

Dr. Rüdiger Dahlke:  Ja, also meine fast chronische Mandelentzündung, die ich immer hatte (2 bis 3 Mal im Jahr), die habe ich mit einer Mischung aus Homöopathie und diesem Denken (was schlucke ich da eigentlich? / Was kann ich nicht schlucken? / Was macht mir solche Konflikte, wenn ich schlucke?) geheilt. Ich möchte es nicht beschreien, habe sie aber seit vielen, vielen Jahren, Jahrzehnten nicht mehr. Das ist allmählich verschwunden. Ich kann jetzt gar nicht sagen, ob das aus der Homöopathie der Kügelchen war oder der Homöopathie dieses Krankheit-als-Symbol-Denkens. Das ist ja auch eine homöopathische Ansatz; nicht GEGEN die Symptome sondern MIT den Symptomen.

Am deutlichsten aber ist für mich folgendes: Ich habe mir 3mal die Knochen gebrochen. Ich kam ja als eine Mischung aus Hamburg und Berlin nach Bayern und war ziemlich als „Saupreuße“ am Rande der Gesellschaft gelandet. Sie wollten mit mir nicht Fußball spielen. Ich habe dann angefangen, Ski zu fahren und habe eigentlich über die Siege in den Ski-Rennen mich gut in Bayern sozialisiert. Dann wollte ich Skifahrer werden. Gott sei Dank ist dann das Schicksal dazwischengekommen und hat mir 3mal ziemlich erheblich die Knochen gebrochen. Ich war auch nie juristisch Schuld daran, aber ich war aus dem Verkehr gezogen und ich habe dann mit dieser Skikarriere aufgehört. Rückwirkend bin ich da sehr, sehr froh. Damals habe ich das nicht verstanden, (das ist mit 14 / 15 / 16 passiert), aber rückwirkend, habe ich verstanden, was das eigentlich für eine Chance gewesen ist, dass mir diese Brüche, diese Karriere zerbrochen haben, obwohl ich damals furchtbar gehadert habe. Ich habe auch damals eigentlich schon alle Hinweise bekommen: da hat z.B. ein Psychotherapeut einem viel schwerer verletzen Jungen nebenan autogenes Training beigebracht. Der Junge wollte gar nicht. Aber ich habe autogenes Training von der Unter- bis zur Oberstufe gelernt, eigentlich schon in der Oberstufe die geführten Meditationen, die ich heute mache und gebe. Ich hätte es nach dem ersten Bruch verstehen können, aber ich habe noch zwei Brüche gebraucht. Dann hatte ich allerdings auch das Gefühl, wenn ich jetzt noch weiter mache – linker Fuß, rechtes Bein, dann rechte Schulter – breche ich mir noch das Genick… Ich hab es dann einfach sein lassen, ohne es in der Tiefe zu verstehen. Aber wenn ich heute so die Kriterien der Salutogenese anschaue: Verstehen – Verändern – Einordnen, war das eigentlich schon so ein Beginn, also da bin ich mir eigentlich relativ sicher.

 

Das war jetzt Teil 1 des spannenden Interviews mit Rüdiger Dahlke und Teil 2 wird sogar noch interessanter, wie ich finde, denn da geht es um das Thema Krankheit als Symbol, darüber, was es bedeudet, wenn man – wie ich – ersteinmal wütend wird, wenn man aufgefordert wird, die Verantwortung für seine Krankheit zu übernehmen und noch viele weitere spannende Punkte.

Dazu dann aber mehr in der nächsten Folge, die am Samstag erscheint.  Wenn euch mein Podcast gefällt, dann freue ich mich erst einmal riesig über euer Feedback hier in den Kommentaren. Außerdem würde ich mich wie immer megadoll über eine 5-Sterne Bewertung bei iTunes freuen, denn die hilft mir dabei, mit diesem Podcast noch mehr Menschen zu erreichen, noch mehr Menschen von meiner Selbstheilung zu erzählen, noch mehr Menschen Mut zu machen und Hoffnung zu geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, um glücklicher und gesünder zu werden.

Ich wünsche Euch einen wundervollen Tag,

Alles Liebe,

 

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